Die zur Gattung der Feldgänse gehörenden Zwerggänse sind zu einer der seltensten Vogelart Europas geworden.
In ihren natürlichen Brutgebieten in Schweden, Norwegen, Finnland ist die Zahl der Zwerggänse in beängstigender Weise zurückgegangen. Aus dem Gebiet von Ural bis Sibirien, in dem die Zwerggans ebenfalls heimisch ist, sind ebenfalls keine positiven Zahlen zu erfahren.
Obwohl auf das drohende Aussterben dieser Gänseart inzwischen mit weltweitem Artenschutz reagiert wurde, konnte der Rückgang der Bestände noch nicht gestoppt werden. Grund für die dramatische Entwicklung ist diesmal weder eine Klimaveränderung noch die Einschränkung des natürlichen Lebensraums der Vögel, die bei Gefahr lieber weglaufen als wegfliegen. Der Grund für die bevorstehende Ausrottung der Zwerggänse ist die Bejagung der Zugvögel, die offensichtlich auch durch Androhung von Strafe nicht zu verhindern ist.
Auf Weltreise mit einer Zwerggans
Die Zwerggans, die in den Wintermonaten von Skandinavien und Sibirien nach Süden bis zum Schwarzen Meer zieht, wird entweder bewusst illegal abgeschossen oder sie wird zu Opfern einer fatalen Ähnlichkeit. Sie fliegen in gemeinsamer Formation mit einer ihnen äußerlich ähnlichen Gänseart, den Blässgänsen. Im Flug sind beide Vogelarten nur schwer voneinander zu unterscheiden.
Auch auf dem Boden muss genau hingesehen werden. Die Zwerggans ist insgesamt etwas kleiner als die Blässgans. Ihre Gefiederfarbe ist etwas dunkler. Ihre Stirnblässe reicht hoch bis zu den Augen. Um sie Augen hat nur die Zwerggans den charakteristischen gelben Ring. Wenn Jäger diese Unterschiede bemerken, ist es oft zu spät für die Zwerggans. Die Blässgans ist eine verbreitete Art, die in Osteuropa, besonders im Balkangebiet, gerne und viel gejagt wird.
Die Population der Zwerggänse schrumpft stetig
Tier- und Artenschützer in Schweden, Finnland und Deutschland machen sich seit mehreren Jahren Gedanken darüber, wie die Populationen der Zwerggans wieder aufgebaut werden können. Da sich alle Bemühungen, die Bejagung endgültig zu verhindern, bisher als nutzlos herausgestellt haben, hat die Auswilderung von in Gefangenschaft aufgezogenen Jungtieren noch keinen Erfolg gehabt. Neue Projekte setzen darauf, das Zugverhalten der Zwerggänse so zu verändern, dass sie von den Gebieten, in denen die Jäger warten, ferngehalten werden können. Die Flugrouten zu den Überwinterungsquartieren werden von den Muttertieren an die Jungtiere weitergegeben. Erste Versuche von finnischer Seite, Zwergganseier von anderen Gänsesorten, die keinen Drang verspüren, über Osteuropa zu fliegen, ausbrüten zu lassen, mussten gestoppt werden, da genetische Vermischung befürchtet wurde.
Ein neues Projekt sieht vor, Jungvögel so zu prägen, dass sie einen Piloten und sein Leichtflugzeug als Mutterersatz ansehen. Kommen die Vögel in das zugfähige Alter, werden sie vom Leichtflugzeug auf ungefährliche Zugrouten zu Überwinterungsplätzen in Schutzgebieten, beispielsweise am Niederrrhein, geführt.
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